Stolpersteine Familie Wolff - Informationstafeln
Adresse
Jägerweg Stiftungsland Schäferhaus
24941 Flensburg
Kartenauschnitt © OpenStreetMap-Mitwirkende
Weitere Informationen
Schautafeln
Das Gut Jägerslust und die Familie Wolff
- ab 1857 -
Der Hof Jägerslust.
Der Name macht es schon deutlich. Die Gründer hatten weniger landwirtschaftliche Ambitionen als ein ausgeprägtes Interesse an einem attraktiven Jagdsitz. Denn der Hof war, im wahrsten Sinne, auf Sand gebaut. So sehr sich die Gutsherren auch mühten – der karge leichte Geestboden warf nie so viel ab, dass für schlechte Zeiten Rücklagen gebildet werden konnten. Als Jägerslust-Gründer gilt der Jagdaufseher und Forstgehilfe Eduard Simmesen aus Hadersleben, der 1857 eine ganze Reihe von Lücken auf dem Stadtfeld Sankt Nikolai erwarb, um darauf einen Hof anzulegen.
Auf der Schautafel befindet sich links ein Bild mit einer Karte aus dem Jahr 1911, die die Lage des Gutsbetriebs verdeutlicht.
Auf dem Bild rechts ist eine Verkaufsanzeige des Gutes vom 8. Dezember 1869 zu sehen.
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Die Familie Wolff.
Kontinuität war Jägerslust nicht beschieden. Häufige Besitzerwechsel und bauliche Veränderungen prägten die ersten 5 Jahrzehnte. Auch als die Fabrikantenfamilie Wolff aus Berlin 1906 das seinerzeit 75 Hektar große Grundstück übernahm, ließ sie das Herrenhaus umbauen. Gutsherr Georg Nathan Wolff widmete sich ebenfalls der Jagd und überließ die Land- und Forstwirtschaft weitgehend fachkundigen Mitarbeitern. Gemeinsam bemühte man sich, dem dürren Boden auch durch Einsatz von Düngemitteln höhere Erträge abzuringen, um das – weiterhin schwache - wirtschaftliche Fundament des Gutsbetriebes zu verstärken.
Die Familie Wolff war dem assimilierten (angepasstem) Judentum zuzurechnen. Die drei Kinder Alexander, Susanne und Lilly wuchsen in großbürgerlichem Milieu auf und hatten nicht viel mit dem Landleben am Stadtrand von Flensburg im Sinne. Nach bestandenem Abitur nahm der Sohn ein Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule in Berlin auf. Die Töchter ließen sich zu Lehrerinnen ausbilden. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, eilte Alexander als Freiwilliger zu den Fahnen. Sein Kriegseinsatz währte bis 1917, als ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters erreichte und er nach Flensburg zurück kehren musste, um die Leitung des Gutsbetriebes zu übernehmen.
Neben dem obigen Text ist linker Hand ein Foto, welches die Vorderansicht des Herrenhauses auf einer Bauzeichnung aus dem Jahre 1907 zeigt, mit Blick von Norden.
Eine Brücke nach Palästina
- ab 1933 –
Antijüdischer Boykott.
Das Jahr 1933 veränderte das Leben der Familie Wolff schlagartig in dramatischer Form: Bisher als gesellschaftspolitisch engagierte Bürger der Stadt hoch geschätzt, wurden die Wolffs nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunehmend aus der Gemeinschaft ausgegrenzt. Zwar waren sie von dem antijüdischen Boykott am 1. April 1933, der sich auf Ladengeschäfte in der Innenstadt konzentrierte, nicht unmittelbar betroffen, doch waren die Signale auch für sie nicht zu übersehen. Das Blatt wendete sich, umschrieb Alexander Wolff später rückblickend die Situation für seine Familie: Die Freunde wurden weniger und weniger.
Bild rechts zeigt den Boykott vom 1. April 1933, SA-Männer vor dem Geschäft Nord-Radio, Holm 9
Palästina-Pioniere.
Angesichts des sich verschärfenden antisemitischen Drucks wandten sich die Wolffs dem Judentum, dem sie sich weitgehend entfremdet hatten, wieder zu. Der einstmals deutsch-patriotisch eingestellte Gutsherr war sogar für zionistisch-sozialistische Ideen zu gewinnen und öffnete seinen Betrieb der Jugendorganisation Hechaluz (hebräisch für Pionier). Jägerslust wurde zu einem Auswandererlehrgut für junge Juden, die für sich in Deutschland keine Perspektive sahen. Als sogenannte Umschichtler absolvierten sie hier ihre Hachscharah, also ihre Vorbereitung und Ertüchtigung auf ein Arbeiterleben in Palästina.
Bild links oben zeigt Alexander Wolff mit seiner Mutter Käte und einigen Umschülern
Bild links unten zeigt einige Umschüler auf einer Pferdekutsche. Auch der Umgang mit Pferden gehörte zur Ausbildung.
Kibbuzleben in Weiche.
Die angehenden Palästina-Pioniere machten sich in theoretischer und praktischer Form mit Fragen der Land- und Hauswirtschaft vertraut, erlernten die hebräische Sprache, beschäftigten sich mit Palästinakunde und erprobten die kollektive Lebensführung: Kibbuzleben auf dem Gut Jägerslust. Etwa 100 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren absolvierten in der Zeit von 1934 – 1938 diese Spezialausbildung. Geschulte Landwirte und Arbeiter, die zupacken konnten, wurden im unterentwickelten Palästina dringend gebraucht und daher bei der Vergabe von Einreisegenehmigungen durch die britische Mandatsmacht bevorzugt.
Rechts ein Erinnerungsfoto aus der Hachscharah-Zeit, im Winter 1936 hinter dem Herrenhaus.
Vertreibung und Vernichtung
- ab 1938 -
Progromnacht 1938.
Kibbuz und Auswandererlehrgut fanden ein jähes Ende, als in der reichsweit stattfindenden Progromnacht vom 09./10. November 1938 Jägerslust von Nazi-Schergen überfallen wurde. Drahtzieher und Hauptakteur des nächtlichen Terrors in Flensburg war Hinrich Möller, Polizeipräsident und SS-Standartenführer in Personalunion. Während in der Innenstadt ein Warenhaus und die Wohnung einer jüdischen Familie demoliert wurden, verwüsteten und plünderten NS-Trupps die Gebäude des Guts. Der Versuch, im Herrenhaus ein Feuer zu entfachen, misslang. Alle Personen wurden verhaftet. Gutsherr Alexander Wolff wurde unter Schlägen über die deutsch-dänische Grenze gejagt.
Links ein Foto des SS-Standartenführers Hinrich Möller.
Rechts ein Ausschnitt der damaligen Flensburger Nachrichten, in denen mit keinem Wort dieser Überfall erwähnt wurde.
Verschleppung und Holocaust.
Der nach Dänemark vertriebene Alexander Wolff fand zunächst Zuflucht in einem Emigrantenheim in Kopenhagen. Von dort aus bemühte er sich – letztlich vergeblich – um Ausreisegenehmigungen für seine Frau Irma, seine Mutter Käte und seine Schwester Lilly. Die obdachlos gewordenen Frauen fanden vorerst Aufnahme im dänischen Versammlungsheim Hjemmet (Marienstraße) und zogen später zu Verwandten ins vermeintlich sichere Berlin. Auch für die Hachscharah-Teilnehmer, die in der Progromnacht verhaftet worden waren, gab es kein Zurück: Sie wurden in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Vieh und Inventar des Gutshofs wurden versteigert. Vom Erlös sah die Familie Wolff keine einzige Mark. Das Hachscharah-Landwerk war für die meisten Teilnehmer die entscheidende Brücke zum Leben, wie es ein Emigrant formulierte, der nach seiner Vorbereitung in Flensburg in Palästina an dem Aufbau eines Kibbuz in der Wüste Negev mitgewirkt hat. Andere fanden in Dänemark, Schweden oder den USA eine neue Heimat. Doch nicht allen war die Flucht ins rettende Ausland vergönnt. In Holocaust-Gedenkbüchern sind auch Namen von Jägerslust-Bewohnern zu finden – die von einigen Auszubildenden und die der drei Wolff-Frauen, die 1942 von Berlin aus deportiert und ermordet wurden.
Rechts die Liste vom 15. November 1938 über die zu versteigerten Güter.
Erinnerung und Mahnung
- ab 1945 -
Ahndung und Entschädigung.
Gut und Ländereien waren vom NS-Staat übernommen worden, um für die Krieg führende Luftwaffe den Flughafen Schäferhaus auszubauen. Bald durchzogen Rollbahnen, Straßen und Bahngleise das Areal. Hier landeten 1945 die ersten alliierten Truppen, um mit der Dönitz-Regierung Kapitulationsbedingungen auszuhandeln. Nach Kriegsende mussten sich nur drei an dem Überfall auf das Gut Jägerslust Beteiligte vor Gericht verantworten. Wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ wurde Flensburgs ehemaliger Polizeichef Möller zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Alexander Wolff musste hingegen mehrere Jahre um eine Wiedergutmachung kämpfen. Da eine Rückgabe des Besitzes in alten Grenzen und im ursprünglichen Zustand nicht mehr möglich war, wurde ihm eine finanzielle Entschädigung eingeräumt. In einem weiteren juristischen Verfahren wurden die Vorgänge in der Reichsprogromnacht von 1938 aufgearbeitet.
Rechts ein Foto von Alexander Wolff mit seiner zweiten Frau Else in den Ruinen des Gutshauses im Jahre 1966.
Keine Heimkehr.
Schon bald nach der Gründung der Bundeswehr im Jahre 1956 nahm das Militär wieder Besitz von Jägerslust und nutzte das Anwesen als Truppenübungsplatz. Als der einstige Gutsherr Wolff 1966 erstmals nach seiner Flucht im Jahre 1938 Flensburg besuchte, wurde ihm die Ehre eines Empfangs im Rathaus zuteil. Auch führte ihn der Weg hinaus an den westlichen Stadtrand. Erschüttert stand er vor den leerstehenden und maroden Gebäuden, die einst sein Zuhause waren. Eine Rückkehr nach Deutschland schloss Wolff – inzwischen US-Bürger – aus. Er würde, sagte er, immer ein ungutes Gefühl haben, dass der, dem ich gegenüberstehe, einer von denen sein könnte, die meine Mutter, meine Frau und meine Schwester in die Gaskammern schickten.
Links auf dem Foto sind Alexander Wolff (Mitte) mit seiner 2. Frau Else und Stadtpräsident „Doktor“ Leon Jensen bei der Eintragung in das Goldene Buch Flensburgs im Jahre 1966 zu sehen.
Verlorene Erinnerung.
Experten der Bundeswehr sprengten 1967 das inzwischen stark baufällig gewordene Herrenhaus. Die beiden großen Stallgebäude wurden weiterhin von der Standortverwaltung als Lager genutzt. Von ihnen sind Fundamentreste erhalten. Als nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes die Bundeswehr im Zuge der Truppenreduzierung auch den Standortübungsplatz aufgab, übernahm die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein 1998 das Gebiet, um es für den Arten- und Biotopschutz sowie als Grundwasser-Schongebiet zu sichern. Nur noch wenige Fundamentreste sind übriggeblieben von dem Gut Jägerslust, heute ein Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der Mahnung.
Rechts auf dem Foto sind die Experten der Bundeswehr bei den Vorbereitungen der Sprengung des Herrenhauses.
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Displaytavler
Jägerslust -ejendommen og Wolff -familien
- fra 1857 -
Jägerslust -gården.
Navnet gør det klart. Grundlæggerne havde mindre landbrugsambitioner end en stor interesse for et attraktivt jagtsæde. Fordi gården i ordets egentlige betydning var bygget på sand. Så hårdt som udlejerne forsøgte - den golde, lette Geestboden kastede aldrig så meget, at der kunne opbygges reserver til dårlige tider. Jagtfogeden og skovassistenten Eduard Simmesen fra Hadersleben anses for at være grundlæggeren af ??Jägerslust.
Til venstre for displaybrættet er et billede med et kort fra 1911, som viser godsets placering.
På billedet til højre kan du se en annonce for ejendommen dateret den 8. december 1869.
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Familien Wolff.
Jägerslust fik ikke kontinuitet. Hyppige ejerskift og strukturelle ændringer formede de første 5 årtier. Da fabriksejerfamilien Wolff fra Berlin overtog den dengang 75 hektar store ejendom i 1906, lod de herregården bygge om. Udlejer Georg Nathan Wolff dedikerede sig også til jagt og overlod stort set landbruget og skovbruget til dygtige medarbejdere. Sammen forsøgte de at få større udbytter fra den tørre jord ved hjælp af gødning for at styrke gårdens - stadig svage - økonomiske fundament.
Familien Wolff var en del af assimileret (tilpasset) jødedom. De tre børn Alexander, Susanne og Lilly voksede op i et overklassemiljø og havde ringe interesse for landdistrikterne i udkanten af ??Flensborg. Efter at have passeret Abitur begyndte sønnen at læse ingeniørvidenskab ved det tekniske universitet i Berlin. Døtrene uddannede sig til at være lærere. Da den første verdenskrig brød ud i 1914, skyndte Alexander sig til flagene som frivillig. Hans militærtjeneste varede indtil 1917, hvor nyheden om hans fars død nåede ham, og han måtte vende tilbage til Flensborg for at overtage forvaltningen af ??godset.
Ved siden af ??teksten ovenfor er et foto på venstre side, der viser palæet set forfra på en arkitektonisk tegning fra 1907, set fra nord.
En bro til Palæstina
- fra 1933 -
Anti-jødisk boykot.
Året 1933 ændrede Wolff-familiens liv brat i en dramatisk form: Indtil nu, højt værdsat som socialpolitisk engagerede borgere i byen, blev Wolfferne i stigende grad ekskluderet fra samfundet, efter at nationalsocialisterne kom til magten. Selvom de ikke var direkte påvirket af den anti-jødiske boykot 1. april 1933, der koncentrerede sig om butikker i bymidten, kunne signalerne heller ikke overses af dem. Tidevandet vendte, Alexander Wolff beskrev senere situationen for sin familie i bakspejlet: Vennerne blev færre og færre.
Billedet til højre viser boykotten af ??1. april 1933, SA-mænd foran Nord-Radio-butikken, Holm 9
Palæstinas pionerer.
I lyset af det stigende antisemitiske pres vendte Wolfferne sig tilbage til jødedommen, hvorfra de stort set havde fremmedgjort sig selv. Den tidligere tyske fædrelandskvinde kunne endda blive vundet over på zionistisk-socialistiske ideer og åbnede sin forretning for ungdomsorganisationen Hechaluz (hebraisk for pioner). Jägerslust blev et emigrant undervisningsmateriale for unge jøder, der ikke så nogen udsigt til sig selv i Tyskland. Som såkaldte skiftearbejdere afsluttede de deres hachsharah her, dvs. deres forberedelse og uddannelse til et arbejdsliv i Palæstina.
Billedet ovenfor til venstre viser Alexander Wolff med sin mor Käte og nogle efteruddannelseselever
Nederst til venstre billede viser nogle omskolingselever på en hestevogn. Håndtering af heste var også en del af træningen.
Kibbutz liv i blødt.
De spirende palæstinensiske pionerer gjorde sig teoretisk og praktisk bekendt med spørgsmål om landbrug og husholdning, lærte hebraisk sprog, beskæftigede sig med palæstinensiske studier og afprøvede den kollektive livsstil: kibbutzlivet på Jägerslust -godset. Omkring 100 mænd og kvinder mellem 18 og 35 år gennemførte denne særlige uddannelse mellem 1934 og 1938. Uddannede landmænd og praktiske arbejdere var presserende nødvendige i underudviklede Palæstina og foretrak derfor, når de britiske mandatmyndigheder udstedte indrejsetilladelser.
Til højre et souvenirfoto fra Hachscharah -perioden, vinteren 1936 bag herregården.
Udkastelse og udryddelse
- fra 1938 -
Progrom Night 1938.
Kibbutz og uddannelse for emigranter sluttede brat, da pogrom -natten fandt sted på tværs af imperiet den 09/10 November 1938 blev Jägerslust angrebet af nazistiske håndlangere. Hinrich var hjernen bag den natlige terror i Flensborg
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